Es juckt, brennt oder piekst bei dir? Du erlebst gerade eine unangenehme Phase: Das passiert, und es gibt Lösungen, damit es dir besser geht. Woran liegt es also? Welche Behandlungen gibt es? Was kannst du tun, um den vulvären Juckreiz zu lindern?
Woran kann vulväres Jucken liegen?
Ähnlich wie bei Beckenschmerzen können vulväre Juckreiz und Reizungen verschiedene Ursachen haben. Sehr häufig handelt es sich um infektiöse oder dermatologische Ursachen.

Infektiöse Ursachen
Infektionen sind häufig und gehen meist mit auffälligen, vermehrten und/oder unangenehm riechenden Ausfluss einher. In manchen Fällen sind sie ansteckend und benötigen eine spezifische Behandlung, die dir eine Ärzt*in verschreibt.
Der Scheidenpilz
Das ist eine Infektion durch einen Pilz. Sie ist sehr verbreitet und vielen gut bekannt! Aber Achtung: Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass sie für jeden vulvären Juckreiz verantwortlich ist.
Um Fehldiagnosen zu vermeiden und die richtige Behandlung zu erhalten, solltest du eine*n Gynäkolog*in konsultieren. Wichtig: Die Anwendung von Antimykotika (Creme und Zäpfchen gegen Pilze) ohne tatsächlichen Pilzbefall kann sehr reizend sein und Trockenheit verursachen.
Die bakterielle Infektion
Vulväres Jucken zusammen mit flüssigem, übelriechendem Ausfluss kann auf eine bakterielle Infektion hinweisen. Das nennt man eine Vaginalose.
Die parasitäre Infektion
Eines der typischen Anzeichen sind schaumige, luftige, grünliche oder weißliche Ausflüsse – manchmal unangenehm riechend (aber nicht immer!). Hauptsächlich werden Farbe und Konsistenz betrachtet, um eine parasitäre Ursache zu bestätigen.

Das vulväre Herpes
Meist handelt es sich um Herpes simplex Typ 2. Er verursacht Bläschen (kleine Blasen) und manchmal schmerzhafte kleine Wunden auf der Vulva sowie im umliegenden Bereich (Schambein, Leistenbeuge, Anus etc.).
Such eine*n Gynäkolog*in oder Dermatolog*in auf, um die passende Behandlung verschrieben zu bekommen. Da es sich um eine sexuell übertragbare Infektion handelt, solltest du bei Verdacht auf Herpes alle sexuellen Aktivitäten pausieren, bis du ärztlich betreut wirst und die Empfehlung bekommst, wie du sicher wieder sexuell aktiv sein kannst (dein Liebesleben bereichern).
Wichtig zu wissen ist, dass bei all diesen infektiösen Ursachen und bei auffälligem Ausfluss und/oder wiederkehrendem Juckreiz unbedingt eine Abstrichuntersuchung empfohlen wird, um den Erreger zu identifizieren und die passende Behandlung zu erhalten. Diese ist immer unterschiedlich, je nach Art der Infektion, die du hast.
Dermatologische Ursachen
Wenn kein Krankheitserreger (Bakterien, Pilze, Viren etc.) nachweisbar ist, ist es essenziell Das Erscheinungsbild der Vulva beobachten. Gibt es Hautveränderungen, die auf eine dermatologische Erkrankung hinweisen könnten? Hier sind die Krankheiten, die deine Juckreiz im Bereich der Vulva erklären könnten.
Vulvärer Psoriasis
Der vulväre Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung. Er betrifft den gesamten Körper und kann sich daher auch direkt auf der Vulva entwickeln. Vulvärer Psoriasis zeigt sich durch rote, erhabene und klar abgegrenzte Plaques.

Vulväre Ekzeme
Wie beim Psoriasis kann sich das vulväre Ekzem auf den Genitalbereich ausbreiten und rote Plaques bilden. Diese sind weniger klar abgegrenzt als beim Psoriasis.
Lichen sclerosus
Lichen sclerosus ist eine Autoimmunerkrankung. Sie ist noch wenig bekannt und wird daher oft falsch diagnostiziert. Antikörper greifen deine Haut an und verändern das Erscheinungsbild der Vulva.
Lichen sclerosus kann starken Juckreiz verursachen und zeigt sich durch abgeflachte Erhebungen. Manchmal ziehen sich die inneren Schamlippen und auch der Scheideneingang zusammen. Zudem können die Schleimhäute ein perlmuttartiges, helleres bis weißes Aussehen annehmen.
Bei Hautveränderungen solltest du eine Dermatolog*in oder Gynäkolog*in aufsuchen, die die Diagnose stellen und dir die passenden Behandlungen verschreiben können.

Latexallergie
Das ist ein spezieller Fall. Wenn der Juckreiz und die Reizungen nach einem Geschlechtsverkehr mit Kondom auftreten, könnte es sich um eine Latexallergie handeln. Und falls das bei dir der Fall ist, keine Sorge, du bist nicht allein.
Etwa 3 % der Bevölkerung sind von einer Latexallergie betroffen! Um den Juckreiz zu vermeiden, genügt es, den Kontakt mit Latex zu vermeiden und auf latexfreie Kondome umzusteigen.
Wenn weder ein Infektionserreger noch sichtbare Hautzeichen vorhanden sind
Du hast Juckreiz, Brennen oder unangenehme Schmerzen an der Vulva, aber keinen ungewöhnlichen Ausfluss, keine Rötung oder sichtbare Anzeichen für die bloße Auge? Dein vulväres Jucken kann auch ein Symptom von Vulvodynie sein!
Was ist Vulvodynie? Es ist ein Syndrom mit chronischen vulvären Schmerzen, ohne dass sich körperliche Symptome an der Vulva zeigen. Tatsächlich ist das Nervensystem betroffen, das Schmerz-, Juckreiz- oder Brennsignale sendet, obwohl keine Schmerzreize vorliegen.

Sie kann sich auch durch Kribbeln, Ameisenlaufen oder Ziehen äußern – und möglicherweise mit Trockenheit verbunden sein. Die Ursache ist nicht immer klar. Für eine Diagnose kannst du eine*n Gynäkolog*in, Dermatolog*in oder eine Hebamme mit Spezialisierung auf vulväre Erkrankungen aufsuchen.
Wie du den Juckreiz an der Vulva lindern und behandeln kannst ?
Jetzt, wo du besser verstehst, was vulväre Juckreiz verursacht, kannst du die richtigen Reflexe entwickeln, um diese Irritationen zu lindern, zu behandeln und Rückfälle vorzubeugen.
Konsultiere eine Fachperson im Gesundheitswesen
Das ist der unverzichtbare Schritt, um sicherzugehen, dass du die richtige Diagnose und damit die passende Behandlung bekommst! Um dir zu helfen, eine Expert*in für vulväre Gesundheit zu finden, stellt dir Vulvae zahlreiche Ressourcen und ein vertrauenswürdiges Verzeichnis von Fachpersonen zur Verfügung.

Denke an Vulvodynie
Wenn die Schmerzen wiederkehren und behandlungsresistent sind, könnte es sich um Vulvodynie handeln. Deshalb ist es wichtig, sich an Fachpersonen zu wenden, die sich mit vulvären Schmerzen auskennen und diese erkennen können.
Die Behandlung erfolgt anschließend multidisziplinär, um dich körperlich und auch psychisch bestmöglich zu begleiten.
Trage ein beruhigendes Pflanzenöl auf
Verzichte auf nicht spezifische Cremes für die Vulva. Greife lieber zu spezifischen Pflegeprodukten, die so natürlich wie möglich sind, und/oder zu beruhigenden Pflanzenölen wie Nachtkerzenöl, Kokosöl oder Mandelöl.

Trage Unterwäsche aus Baumwolle
Meide synthetische Materialien, die Schwitzen und Hautirritationen fördern. Baumwolle ist dein bester Verbündeter.
Lass deine Vulva in Ruhe
Es ist nicht nötig, sie mit parfümierten Reinigungsprodukten zu säubern, die deine Schleimhäute angreifen können. Meist reicht klare Wasser vollkommen aus. Wenn du doch ein Reinigungsprodukt verwenden möchtest, entscheide dich für ein intimes Gel mit physiologischem pH-Wert.
Reibe deine Schleimhäute nicht
Nach dem Duschen tupfe vorsichtig mit einem sauberen, trockenen Handtuch ab, um Reizungen der empfindlichen Zone zu vermeiden.
Passe deine Hygiene- und Ernährungsgewohnheiten an
Viele Faktoren können das Wohlbefinden deiner Vulva beeinflussen. Es lohnt sich, zu beobachten, was deinen Juckreiz auslöst. Vulväre Irritationen beeinträchtigen die Lebensqualität und dringen in die Intimsphäre ein. Die Auswirkungen auf dein Wohlbefinden sind daher nicht zu unterschätzen!




