Ein Einsatz für die Freiheit ihres Kindes
Das Thema Freiheit bekommt eine besonders bewegende Bedeutung, als Sylvie über die Identitätsfindung ihres Kindes spricht – ihres Sohnes, der sich nach sechzehn Jahren, die er als Mädchen gelebt hatte, entschied, sich als Junge zu identifizieren.
Ihr Sohn hat dabei nie versucht, die Vergangenheit auszulöschen: Er verleugnet seine ersten Lebensjahre nicht, aber sein Körper und sein Kopf waren einfach nicht mehr „auf derselben Wellenlänge“.
Sylvie lehnt den Begriff „Trauerarbeit“ bewusst ab – aus Respekt vor Eltern, die wirklich ein Kind verloren haben. Dennoch gibt sie zu, dass es nicht leicht war, einen Namen loszulassen, der sechzehn Jahre lang Teil ihres Alltags war. Dieses Loslassen wurde jedoch von viel gegenseitiger Liebe und Verständnis begleitet.
Trotz aller Herausforderungen überwiegt für Sylvie die Freude über die Veränderung ihres Sohnes. Ihr einziger Wunsch: dass er diesen schwierigen Weg gar nicht hätte gehen müssen – dass er sich selbst hätte sein können, ohne all die Hürden.
„Man müsste schon ein bisschen dumm sein zu glauben, dass es früher besser war.“
Denn ihr Sohn fühlt sich heute einfach wohler in seiner Haut. Ihr einziger Wunsch: dass er diesen Weg gar nicht hätte gehen müssen – dass ihm all diese Hürden erspart geblieben wären.
Eine Mama mit bedingungsloser Liebe inmitten der Herausforderungen
Wenn Sylvie über die Begleitung ihres Sohnes spricht, weist sie den Begriff „Mut“ entschieden zurück – für sie gibt es schlicht „keine andere Option“, als ein Fels in der Brandung zu sein. „Ich lasse ihn doch nicht allein mit all dem“, sagt sie überzeugt – im Bewusstsein dessen, welche Tragödien isolierte trans Kinder erleben können.
Sie weiß, dass dieser gemeinsame Weg ihre Beziehung noch enger gemacht hat und ihrem Sohn die Gewissheit gibt, dass er niemals allein sein wird. Trotz der verständlichen elterlichen Ängste vor möglichen Reaktionen von außen konzentrieren sich Sylvie und ihr Mann auf das Wesentliche: den Stolz, eine „sehr starke, verbundene Familie“ zu sein.
Ihr Appell an junge Mamas, die sich an einer Vorstellung davon orientieren, wie ihr Kind „sein sollte“, ist klar und bewegend: „Lieben wir unser Kind mehr, weil es ein Mädchen ist – oder weil es ein Junge ist? Ich glaube nicht.“ Das Entscheidende ist das Kind – unabhängig vom Geschlecht.
Heute richtet Sylvie eine Botschaft voller Zuversicht an ihr Ich von vor zehn Jahren: „Vertrau dir. Am Ende zählt, dass es gut wird – egal, wie steinig der Weg ist.“
Die Freiheit, sie selbst zu sein – genau das wünscht Sylvie auch ihrem Sohn, für den Identität und Selbstwertgefühl ein täglicher Kampf bleiben. Und für diesen Kampf steht sie, ohne jede Bedingung, an seiner Seite.